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Fata Hasanovic: So offen spricht sie über die Schattenseiten der Branche

Model Fata Hasanovic wurde einem breiten Publikum 2016 als Finalistin der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ bekannt. Seitdem ist sie jedoch nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch im Netz extrem gefragt. Die Berlinerin hat knapp 400 000 Follower auf Instagram, die gerne auf ihre Ansichten, Meinungen und ihren Stil vertrauen. Traumjob Influencer? Sollte man meinen. Mit BouleWAHR spricht die schöne Fata aber jetzt auch über die Schattenseiten ihres Erfolgs.

„Letztes Jahr war ich am Ende meiner Kräfte…“

Auf Partys gehen, in die Kameras lächeln und Geschenke geschickt bekommen. Was sich viele als Kernkompetenzen von Influencern vorstellen, ist in Wirklichkeit allenfalls eine Randnotiz. Denn wenn die sonstigen Gäste von den VIP-Events nach Hause und zur Ruhe kommen, geht bei Netz-Stars wie Fata die Arbeit erst richtig los. Videos schneiden, Fotos bearbeiten, Ideen sortieren. Keine Frage: Influencer ist ein Full-Time-Job! „Es ist schon echt viel manchmal. Klar, man macht es gerne. Aber das heißt ja nicht, dass es keine vollausfüllende Aufgabe ist“, erklärt uns Fata Hasanovic im BOULEWAHR-Interview.

Einfach mal raus. Hier genießt Fata ihre Freizeit mit ihrem Freund Izet.

Klar, dass bei dieser Rundumbeschäftigung andere Bereiche des Lebens etwas kürzer kommen. So müssen sogar immer öfter mal Familie und Partner zurückstecken. Etwas, das für Familien-Mensch Fata eine recht große Belastung darstellt. „Letztes Jahr war ich am Ende meiner Kräfte, da brauchte ich eine Pause“, gesteht die gebürtige Bosnierin. Sie erklärt, wie extrem eingespannt sie auch gedanklich war: „Schon beim Aufwachen drehen sich meine Gedanken um zu beantwortende Emails, Posts und Videos. Bis alles hochgeladen und veröffentlicht wird – das ist ein langer Prozess. Und währenddessen zählt die Community auf regelmäßigen Content.“ Für Fata zwar ein Glücksfall – der aber auch viel Verantwortung mit sich trägt. 

Nicht nur als Model macht Fata eine gute Figur.

Bei dieser beruflichen Intensität ist es nur verständlich, dass sich viele Web-Stars eindeutig unterschätzt und falsch verstanden fühlen. Klar, es ist ein relativ neues Berufs-Feld, das nicht jeder verstehen mag. Doch Vorurteile sind definitiv fehl am Platz. „Eigentlich werden mehrere Berufe in ein Gesamtpaket gesteckt. Man ist für wertvolle Inhalte, Entertainment oder auch Werbung zuständig. Das ganze bloß auf einer ganz persönlichen Ebene, anders als beispielsweise im Fernsehen“, erklärt Fata die Komplexität.

„Ich brauche keine zehn Taschen von Chanel…“

Fata wünscht sich mehr Anerkennung, weil ihr Job genauso anstrengend ist wie jeder andere. Dafür umso abwechslungsreicher: „Man kann sich nicht auf seinem Erfolg ausruhen, es gibt immer neue Leute mit neuen Ideen und auf einmal bist du nicht mehr aktuell genug. Deshalb muss man immer mehr arbeiten, ständig auf Trab sein. Oft habe ich am Ende des Tages das Gefühl, ich habe heute 16 Stunden komplett durchgearbeitet. Und wenn mein Freund dann ins Bett geht, bin ich noch wach und schneide Videos.“ Oftmals wissen Außenstehende einfach nicht, wie viel Arbeit hinter einem zehnminütigem Video und einem hübschen Foto pro Tag steckt.

Fata besuchte in Bosnien eine Gedenkstätte für den geschehenen Völkermord.

Natürlich weiß Fata auch, dass sie auf sich und ihre Gesundheit achten muss. Zumal sich zahlreiche ihrer Kollegen schon auf ihren Couches wegen eines Burn-Outs haben behandeln lassen müssen. „Bei mir gab es im letzten Jahr im Oktober oder November auch eine Phase, in der ich total fertig war. Da habe ich auch oft geheult, weil ich einfach nicht mehr konnte.“ Oha, Fatas Ausweg lautete damals: einfach weg. Sie flüchtete ins Ausland, ließ ihre Seele bei Strand-Ausflügen und Sight-Seeing baumeln.“

Was die selbstbewusste Hauptstädterin aber auch einräumt: „Klar gibt es in der Branche auch diejenigen, die nicht viel leisten und nur jammern. Manche Models sind gerade neu in Business und meckern, dass sie am Set nichts zu essen bekamen oder gar nicht bezahlt werden. Puh, ich denke mir dann immer: Mädels, ihr seid ganz am Anfang. Bei mir war das die ersten sieben Jahre so!“

Das macht Fata so richtig sauer…

Aber auch die Oberflächlichkeit der Branche nervt Fata immer öfter. Sie besucht zum Beispiel häufig Charity-Events. Selbst bei solchen Veranstaltungen sei eine der ersten Fragen dann immer: Von welcher Marke ist dein Kleid? Für Fata ein absolut oberflächliches No-Go: „Das hat doch überhaupt nichts mit dem Sinn hinter dem Event zu tun. Wo bleibt da die Menschlichkeit? Man trifft sich, um einen wohltätigen Zweck zu unterstützen – und dann solche Fragen. Diese Markenobsession passt an dieser Stelle doch gar nicht!“ 

Fatas Mutter gibt ihr immer Kraft.

Klar zeigt sich Fata als modebewusste Frau auch gerne in angesagten Outfits. Doch die Herkunft der Klamotten ist ihr dabei egal. „Vielleicht auch, weil ich in Bosnien groß geworden bin. Das hat mich geerdet. Ich gebe nur sehr bewusst Geld aus. Vielleicht habe ich das von meinen Eltern. Sie haben immer was zurückgelegt, falls schwere Zeiten anstehen“, erinnert sich Fata. 

Ihre Familie gebe ihr allgemein viel Halt in dieser doch sehr oberflächlichen Branche. „Privat ist es bei mir komplett konträr zum Beruflichen. Meine Familie, mein Freund – wir sind sehr innig und ehrlich miteinander“, erklärt das Model.

„Ich habe viel gekämpft, jetzt gebe ich nich auf!“

Trotzdem ist sich Fata auch den positiven Aspekten ihres Berufs bewusst und denkt noch lange nicht daran, der Szene den Rücken zuzukehren: „Es gibt so viele schöne Dinge. Es macht total Spaß und ich kann viele Leute unterhalten. Solange das Feedback da ist, werde ich nicht aufhören. Ich hab zu lange dafür gearbeitet. Das Dümmste, was ich jetzt machen könnte, wäre aufzuhören.“ 

Doch die Schattenseite ihres Business vergisst sie nicht so leicht und will sie auch weiterhin anprangern. „Ich habe nicht sieben Jahre lang gekämpft, um mir jetzt den Mund verbieten zu lassen. Jetzt habe ich eine gewissen Reichweite, und die nutze ich auch entsprechend. Gerne natürlich auch mal, um zu sagen, was alles nicht so stimmt in der Glitzer- und Glamourwelt!“

Fata Hasanovic – eine starke Frau, deren Beruf nach diesem Interview sicherlich etwas mehr Beachtung finden dürfte!

 

 

 

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