•  

Hannover-Manager Horst Heldt im Exklusiv-Interview: „Den Druck kann man nicht ablegen!“

Horst Heldt hat es aktuell als Manager vom Tabellenvorletzten Hannover 96 sicherlich nicht leicht. Nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen der Rückrunde zog Heldt die Reißleine und ersetzte Coach Andre Breitenreiter durch Thomas Doll. BOULEWAHR traf den Fußballfunktionär auf der „Lambertz Monday Night“ und sprach mit ihm über die schwierige sportliche Situation. Uns verriet er, warum Thomas Doll der Richtige sein soll, dass er vielleicht zu spät reagierte und dass er sich trotz der Misere seines Klubs das Feiern nicht verbieten lässt.

 

Wie empfanden Sie die diesjährige „Lambertz Monday Night“?

Wahnsinn! Man denkt eigentlich immer jedes Jahr: Das ist schon der Wahnsinn, dann gibt es immer noch einen drauf sozusagen. Was ich hier am Fernseher gesehen habe – und der war riesengroß – muss ich sagen: Hut ab! Das war toll!

Warum ist es Ihnen wichtig jedes Jahr hier zu sein?

Es hat eine gewisse Tradition. Ich habe die Ehre von Herrn Bühlbecker eingeladen zu werden. Wenn man das Privileg hat, eingeladen zu werden, dann sollte man das auch immer wahrnehmen. Für mich ist das in gewisser Art eine Ehre. Deswegen sehe ich auch zu, dass dieses Datum mit Terminen unbefleckt bleibt, damit ich hier dann erscheinen kann.

Horst Heldt musste Andre Breitenreiter vor wenigen Tagen beurlauben.

Gerade in dieser schwierigen sportlichen Situation Ihres Vereins – fällt es einem dann leicht, trotzdem hier hin zu gehen oder hat man den Druck im Hinterkopf?

Ich glaube jeder Mensch muss auch mal ein bisschen abschalten. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal Urlaub gemacht habe. Das ist natürlich alles frei gewählt. Trotzdem beinhaltet das, wenn man Verantwortung hat, auch einen gewissen Druck. Das ist einfach so. Und den kann man auch nicht ablegen. Aber da sind solche Abende und solche Gelegenheiten tatsächlich hilfreich dabei, zu versuchen auch mal abzuschalten und was anderes zu machen.

„Ich werde ja nicht nur fürs Lächeln bezahlt…“

Denkt man nicht, wenn gerade der Trainer beurlaubt wurde und man jemand Neues eingestellt hat, heute werde ich bestimmt den ganzen Abend darauf angesprochen? Wie jetzt von uns…

Sie sind einer der Wenigen, die mich jetzt darauf ansprechen. Meist ist es Smalltalk. Aber hier gibt es dann ja auch andere Menschen, die mehr im Rampen- und Scheinwerferlicht stehen. Dann ist es ganz gut, wenn der Fokus dann auf denen ist, als bei mir.

Ist es denn momentan bei Ihnen beruflich eine sehr emotionale und aufgewühlte Phase in der Sie sich befinden?

Ja, aber ich mache das jetzt schon eine ganze Weile, elf Jahre. Leider Gottes ist sowas nicht schön. Und leider nicht meine erste Trainerentlassung oder Entscheidung sich von einem Cheftrainer zu trennen. Das sind keine schönen Momente. Weil man ja eng zusammenarbeitet. Das ist Sport und im Fußball sehr extrem. Aber am Ende vom Tag bin ich halt auch in einer Position, in der man Entscheidungen treffen muss. Ich werde ja nicht nur fürs Lächeln bezahlt und für Interviews. Es geht auch darum, Entscheidungen zu treffen. Diese Verantwortung muss man nehmen. Und das muss man dann auch mit Überzeugung machen. Deswegen ist es nicht einfach, aber es gehört zum Job dazu. Auch wenn es nicht schön ist.

Wann kam Ihnen die Idee, dass Thomas Doll der richtige Mann ist, um Hannover aus der Krise zu führen?

Thomas Doll ist der neue Trainer bei Hannover 96.

 Ja, eigentlich so nach den persönlichen Gesprächen, die wir in der letzten Woche geführt haben. Natürlich sondiert man, wenn man sich in einer Krise befindet, den Trainermarkt. Und überlegt, wer könnte eventuell zur Verfügung stehen. Wer könnte das Profil erfüllen, was jetzt aus unserer Sicht notwendig ist. Da haben wir eigentlich in mehreren Runden mit mehreren Leuten gesagt, dass Thomas Doll derjenige ist, von dem, was wir uns erhoffen und was wir brauchen von einem Cheftrainer, viel von dem erfüllt. Und deswegen haben wir schnell Nägel mit Köpfen gemacht.

Vielleicht nicht den richtigen Zeitpunkt gewählt…

Wenn man gerade in die Winterpause geht und weiß: Eines der beiden Spiele, die man dann vor der Brust hat, ist bei Borussia Dortmund. Da kann man nicht unbedingt mit drei Auswärtspunkten planen. Hätte man da vielleicht nicht schon in der Winterpause sagen können: Okay, wir holen einen neuen Trainer, der dann einen längeren Zeitraum zur Verfügung hat, um die Mannschaft neu einzustimmen. Und eventuell ein, zwei Transfers mitverantworten kann…

Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Es geht immer besser. Und im Nachgang (…) gibt es immer die Situation, wo man sagen kann: Da gibt’s aber jetzt den besseren Zeitpunkt. Das ist definitiv so! Der Umstand, dass wir mit Andre Breitenreiter auch einen Hannoveraner haben, der halt auch ein Einheimischer ist und sich sehr mit dem Verein identifiziert, beinhaltet auch, dass man alles Menschenmögliche versucht hat, daran festzuhalten. Und vielleicht auch über das vielleicht bessere Datum hinaus versucht zu agieren. Und das war die Idee, an den Strukturen und den handelnden Personen festzuhalten. Lieder Gottes hat es sich in den ersten beiden Spielen der Rückrunde gezeigt, dass wir keine spürbare Veränderung wahrnehmen konnten. Und deshalb haben wir jetzt auch die Entscheidung getroffen. Aber ich glaube, es ist erstmal ehrbar, wenn man versucht an den handelnden Personen festzuhalten. 

Gab es denn auch mal die Überlegung Daniel Stendel zurückzuholen, der eine große hannoveranische Vergangenheit hat? Und dem Verein große Dienste geleistet hat.

Diese Überlegung gab es nicht, nein!

Dafür will er sich nicht entschuldigen

Sie sind ja auch echter Rheinländern, in Königswinter geboren. Ist das Rheinland immer noch Heimat für sie?

Ja absolut. Ich glaube da darf man auch keinen Hehl draus machen. Wenn ich hier über die Brücke fahre – heute bin ich mit dem Zug angekommen – und ich sehe dann den Kölner Dom, dann geht einem das Herz auf. Ich werde immer älter, merke ich gerade. Aber ich habe viel Zeit in meinem Leben in Köln verbracht. Und das ist für mich Heimat. Das ist auch im Herzen drin und deshalb freue ich mich immer wieder hier zu sein. Demnächst geht ja auch der Karneval, bzw. dessen Festivitäten in die heiße Phase. Da werde ich – egal wie die Situation ist – die Gelegenheit nutzen und dann wieder mal Karneval feiern. Jeder Kölner versteht das und als Kölner muss man sich dafür nicht entschuldigen. 

Haben Sie denn schon ein passendes Kostüm parat? 

Nein, aber ich habe zwei nette, herausragend gut arbeitende Assistentinnen, die just heute in dem Augenblick entschieden haben, dass sie mir drei Kostüme besorgen. Ich weiß nicht, wie die aussehen, aber ich vertrauen ihnen. 

Gibt es denn auch die Überlegung, dass sie irgendwann mal ins Rheinland zurückkehren. Egal, wie es jetzt läuft fußballerisch…

Ja, meine Geschwister, meine Mutter leben noch hier. Das ist immer eine Option, definitiv.

 

Als überzeugte Kölnerin lebe ich seit 33 Jahren in der Domstadt, bin im gesamten Rheinland gut vernetzt und liefere von dort aus die meisten Geschichten an BouleWAHR. Außerdem bin ich ständig bei Instagram aktiv und verfolge die meisten TV-Shows mit VIP-Beteiligung. Schreibt mir gerne über Insta, wenn ihr Promi-News habt.

Send this to a friend