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Ünsal Arik: „Ich bin vegan, denn die Fleischindustrie ist vergiftet!“

Ünsal Arik wurde Europameister im Boxen.

Der deutsch-türkische Profiboxer Ünsal Arik hat im Ring schon nahezu alles erreicht: WBF International Champion, IBF Europameister und GBU World Champion sind nur drei seiner zahlreichen Titel. Auch auf politischer Ebene hat er Stellung bezogen, indem er Erdogan und dessen Anhänger öffentlich mehrfach scharf kritisierte. Doch jetzt betritt er einen völlig neues Terrain – als Buch-Autor. Doch Ünsal hat nicht etwa sein bewegtes Leben in Form einer Biographie runtergeschrieben, nein! Jetzt veröffentlichte er nämlich sein erstes Buch „VegBoxen“. BOULEWAHR sprach mit ihm über sein neues Herzens-Projekt.

Ünsal ist auch außerhalb des Rings ein Mann der klaren Worte. Screenshot: RTL

Angefangen als Amateurboxer in Regensburg ging es für Ünsal Arik schnell bergauf: Nach einer Niederlage bei seinem ersten Profikampf im Einstiegsjahr 2011, siegte er 18 Mal in Folge.

Und auch fernab des Rings wurde er zum Champion, indem er seine Einstellung gegen das türkische Regime offenkundig in TV-Shows wie „stern TV“ oder „Neo Magazin Royal“ vertrat.

Seine eigene Familie protestierte gegen seinen Veganismus

Jetzt stellte er sein eigenes Vegan-Buch vor.

Doch vor fünf Jahren packte den gebürtigen Oberpfälzer eine weitere Leidenschaft. „Zuerst wurde ich wegen meiner Freundin Vegetarier. Dann hab ich angefangen zu recherchieren. Und wer mich kennt, der weiß: Ich mache keine halben Sachen. Also wurde ich Veganer“, berichtet uns der Sport-Star, den auch die Liebe zu diesem Schritt bewog. 

Denn seit fünf Jahren ist auch Chihuahua Oskar ein ständiger Begleiter an Ünsal Seite. „Die bedingungslose Liebe zu meinem Hund hat mich dazu gebracht, mich noch mehr mit der Tierwelt zu beschäftigenDann habe ich mir ein paar Videos reingezogen über Nutztierhaltung, Klimaschutz und Ähnliches. Und mir war klar, dass ich die teilweise katastrophalen Zustände, denen unsere Gesellschaft da entgegen manövriert, nicht länger indirekt unterstützen will„, bergündet der Boxer seinen radikalen Schritt vom Fleischesser hin zum Veganer.

Mit seinem Vater Mustafa hatte der Veganer so einige Kämpfchen auszutragen.

Einer der erfolgreichsten und härtesten Boxer unseres Landes plötzlich ein „Pflanzenfresser“!? Doch sicherlich ein Schock für seine Sport-Kollegen und seinen Trainer, oder? „Nein, gar nicht. Mein Coach hat es locker aufgenommen, nachdem ich erklärt habe, dass mein Training darunter nicht leiden wird“, erklärt uns Ünsal.

Dennoch gab es Widerstand aus den eigenen Reihen: „Die größte Diskussion hab ich mit meiner Familie. Man darf nicht vergessen, ich komm‘ aus einer türkischen Familie, also gehört das Fleischessen zum Glauben dazu. Das kam da gar nicht gut an und ich hatte vor allem mit meinem Vater einige lange Diskussionen. Am Ende hat er meine Einstellung aber respektiert – denke ich…“

Damit grenzt sich Ünsal Ariks Vegan-Buch von anderen ab

Sein Training leidet nicht unter dem Veganismus. Fotos: Instagram, C. Yunck

Auch aus diesen Gesprächen hat der 38-Jährige gelernt, dass Aufklärung über den Veganismus ein wichtiges Thema ist. Und so entschloss er sich vor einigen Monaten dazu, genau diese zu betreiben – in zwar Form seines neuen Buches „VegBoxen“ – einem etwas anderen Ernährungsratgeber. „Die typischen Vegan-Bücher stellen oft nur Rezepte vor oder erklären, wie toll das Vegan-Sein ist. In meinem Buch gibt es vier Sparten. Ich hab meine Biografie drin, die erläutert, warum ich Veganer bin. Dann hab ich natürlich auch ein paar Rezepte dabei und dann hab‘ ich meinen originalen Trainingsplan reingetan“, erklärt und Ünsal.

Der Box-Star besucht Schulen und Unis, um seine Einstellung weiterzugeben.

Der vierte Teil stellt dann eine besondere Challenge dar. „Wer diese verschiedenen Sport-Übungen schafft bekommt von mir ein ‚A‘. Je nach Leistung in einer bestimmten Zeit aufgeteilt. Diejenigen mit Nachholbedarf sind ‚Anfänger‘. Die fitten Probanten sind ‚Athleten‘. Und die Besten? Die haben sich den ‚Arik‘ als Titel verdient“, sagt der clevere Leistungssportler mit einem Lächeln.

Und wie sieht so eine ‚Challenge‘ aus? „Zum Beispiel ist die Erste: Du machst fünf Klimmzüge, dann zehn Liegestütz und dann 15 Kniebeugen und dann machst du non-stop 15 Minuten davon – wie viele Wiederholungen schaffst du? Wenn du zehn schaffst, bist du ein Anfänger. Bei 15 bist du ein Athlet und alles ab 20 bist du ein Arik!“, erläutert der Boxer.

Heftiger Appell des Box-Champs: „Die Fleischindustrie ist vergiftet!“

Bei der Vorstellung seines Buches signierte Ünsal fleißig.

Einige haben bei den Stichworten „Profiboxer“ und „Ernährung“ ein Bild vor Augen, was alles andere als vegan aussieht: Proteine in Form von Fleisch ohne Ende. Doch Ünsal überzeugt mit anderen Mitteln: „Das ist natürlich das Klischee – Fleisch verleiht Stärke. So wird man großgezogen. Aber wenn man wirklich recherchiert, dann sieht man, dass, die Fleischindustrie mittlerweile so vergiftet ist, dass es kein gesundes Fleisch mehr auf dem Markt gibt. Das ist ja nicht mehr tragbar. Und die ganzen Massentierhaltungen und CO2-Ausschüttungen, die unser Klima zusätzlich zerstört.“

Aber dennoch muss der gebürtige Oberpfälzer sich selbst auch eingestehen: „Die Umstellung war verdammt schwer. Aber ich ernähre mich jetzt gesünder. Ungesunde Fette zum Beispiel gibt’s bei mir gar nicht mehr. Du hast einfach die richtigen Energien“. Tja, Nachteile gibt es für Ünsal scheinbar keine.

Sein Buch „VegBoxen“ ist auf jeden Fall ein echter Türöffner für interessierte Sportler und liefert zahlreiche Tipps und Tricks für einen veganen Lifestyle. Ünsal selbst möchte als Boxer weiter Erfolge feiern, solange er gesund ist. Ein Limit hat er sich dabei nicht gesetzt. Und mit seiner Überzeugung und bemerkenswerten Ernährung sollte das noch viele Jahre garantiert sein!

Nach Box-Karriere auf Weltreise – dann auf den eigenen Bauernhof

Ünsal und seine Verlobte Xenia haben schon große Pläne.

Nach seiner aktiven Karriere hat er trotzdem schon so einige Pläne: „Mein größter Traum ist es, eine Weltreise zu machen. Ich will unterwegs sein und etwas erleben, andere Menschen und Länder kennenlernen. Ich möchte sagen können ‚Ich hab alles gemacht, worauf ich Bock hatte'“.

Und das am liebsten mit seiner Verlobten. „Ich hab meinen besten Freund als Freundin. Sie ist eine sehr große Unterstützung in allem„. Und die beiden scheinen sich über die gemeinsame Zukunft nach ihrer Rückkehr auch bereits einig zu sein: „Einen Bauernhof zu haben, mit verschiedenen Tieren – das ist der Traum von uns beiden. Schweine, Hasen, Ziegen, Hunde, alles mögliche“. Und das wird der zielstrebige Ünsal sicher auch noch verwirklichen…

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